Na ja, da muss doch jemand helfen, dachte ich. Und im selben Augenblick war mir auch klar: ICH KANN HELFEN!
Nikolaus
Heute haben wir einen Mann bei uns im Interview, den alle unter dem Namen Nikolaus kennen. Er wohnte in einer Stadt, die hieß Myra. Guten Abend, Nikolaus!
Guten Abend! Kennen Sie Myra? Myra in Lykien? Es gibt viele Leute, die wissen nicht wo Lykien liegt. Und auch nicht Myra …
Der Ort heißt laut Wikipedia heute Demre und liegt in der Provinz Antalya, in der Türkei. Da kann man sich es vielleicht vorstellen, wie weit das vom Bistum Mainz weg ist. Nikolaus, kannst du uns etwas über Myra erzählen?
Aber gerne! Myra lag in einer weiten Meeresbucht, mit weißen Häusern, ganz engen Straßen und einer Kirche mit einer runden Kuppel.
Und das war am Mittelmeer, oder? Dann kamen da doch auch sicher Schiffe aus fremden Ländern vorbei?
Ja, die brachten damals Wein und Öl in großen Krügen, Wollstoffe und Seide oder Holz zum Häuserbauen und auch Eisen zum Schmieden. Alle diese Waren wurden auf dem Markt von Myra verkauft. In der ganzen Stadt herrschte ein buntes Treiben. Dort saßen Handwerker bei der Arbeit vor ihren Werkstätten: Schuster, die Sandalen aus Leder schnitten; Töpfer, die Essschalen und Trinkbecher aus Ton formten oder Schmiede, die aus Blechen Suppentöpfe zurecht hämmerten. Auf dem Markt wurde gehandelt – Verkäufer boten ihre feinen Tücher und Stoffe an, Fischer standen hinter Ihren Körben voll mit Meerestieren, die Bauern aus der Umgebung brachten Oliven, Käse und Datteln in die Stadt. Neben angeheizten Backöfen standen Bäcker und kneteten den Teig für Brote und Frauen knüpften schönste Teppiche mit ihren flinken Händen. In den Gassen spielten die Kinder – ein schönes Leben in der Stadt.
Also Myra muss ja wirklich eine sehr schöne Stadt gewesen sein!
Ja, das stimmt, Myra war eine schöne Stadt. Aber es gab auch eine schlechte Seite, ein hässliche… Dorthin kamen keine reichen Tuchhändler, dort wurde kein duftendes Brot gebacken. Dort roch es unangenehm und Ratten huschten von einer dunklen Ecke in die andere. Hier wohnten die armen Menschen, die Kranken. Wenn damals einer krank wurde, dann konnte er nicht mehr arbeiten und wenn er nicht mehr arbeiten konnte, dann verdiente er kein Geld. Dann hungerte nicht nur er, sondern seine ganze Familie in den kleinen Hütten der Stadt. Die Vornehmen machten einen großen Bogen um diesen Teil der Stadt.
Du hast aber doch im schönen Teil von Myra gewohnt, als deine Eltern gestorben sind.
Ganz recht, ich wohnte im schönen Teil von Myra. Als ich ein junger Mann war, sind plötzlich meine Eltern gestorben. Meine Mutter bekam am Morgen Halsschmerzen, am Abend hatte sie hohes Fieber und am anderen Morgen war sie gestorben. Eine Woche später ist dasselbe mit meinem Vater passiert. Ich habe ihn neben Mutter begraben, Und nun war ich übrig – und reich. Sehr reich. Ich wohnte in einem großen Haus mit einem schattigen Garten, Diener kauften ein und kochten für mich. Ich brauchte mich echt um nichts zu kümmern.
Aber irgendwie bist du doch in den hässlichen Teil von Myra gekommen…
Ja! Das war nach dem Tod meines Vaters, da bin ich gedankenlos durch die Stadt geirrt und auf einmal stand ich zwischen den halb verfallenen Hütten. Es wurde früh dunkel und mir war es in den engen Gassen dann doch auf einmal sehr unheimlich. Weil ich vor ein paar Betrunkenen Angst hatte, verdrückte ich mich in einen dunklen Hof. Von dort schaute ich in ein Fenster hinein. Dort kauerten vier Gestalten um ein Lämpchen auf dem Boden. Dieser Anblick hat mich gefesselt. Ein Vater mit seinen drei Töchtern. Der Vater war verzweifelt, denn er hatte keine Arbeit, die Mädchen auch nicht. Es gab nichts zu essen – nicht nur an diesem Abend. „Wenn wenigstens eine von euch heiraten könnte“, sagte der Vater, „dann wären wir versorgt. Aber so…“
Als du den Vater so klagen hörtest, sag, was ist dir da durch den Kopf gegangen?
Na ja, da muss doch jemand helfen, dachte ich. Und im selben Augenblick war mir auch klar: ICH KANN HELFEN! Ich könnte einfach einen Beutel mit Geldstücken durchs Fenster werfen – und ICH TAT ES! Ich warf – schwupp – einen Beutel mit Geldstücken durchs Fenster.
Du hast also einfach so den Beutel mit Geldstücken weggeben, ist dir das nicht schwergefallen?
Nein. Keineswegs. Ich hatte doch genug! Deshalb bin ich wieder am nächsten Abend zu dem Haus geschlichen. Ich war echt neugierig und wollte wissen, was sich die Menschen dort wohl erzählten. Der Vater war so glücklich und er konnte es immer noch nicht fassen, endlich konnte eine seiner Töchter heiraten.
Vielleicht sollten wie hier noch erwähnen, wenn damals eine junge Frau heiraten wollte, dann musste es dem Bräutigam eine sogenannte Morgengabe bezahlen – wenn diese hoch war, bekam sie auch einen guten Mann.
Dasselbe habe ich in dem Moment auch gedacht. Und deshalb habe ich an dem Abend wieder einen Geldbeutel durchs Fenster in die Hütte geworfen und ich bin einen Tag später nochmal zu dem Haus und der dritte Beutel war drin. So konnten auch die zweite und dritte Tochter einen guten Bräutigam finden.
Und wie ging es dann weiter?
Es war so schön zu sehen, wie sich diese Familie gefreut hat und ich habe erkannt… Ich bin doch reich, MIR GEHT ES GUT – dafür möchte ich GOTT DANKEN! Und ich kann Gott am besten danken, wenn ich anderen Menschen mit meinem Reichtum glücklich mache, wenn ich TEILE. So bin ich nachts immer wieder heimlich durch die Straßen dieses Armenviertels geschlichen und habe Geldstücke durch die offenen Fenster geworfen – die hatten ja damals noch keine Glasscheiben drin, so wie es heute der Fall ist – und so ging es vielen Menschen bald wieder besser.
Aber es ist doch irgendwann rausgekommen, wer für die Verteilung der Geldstücke verantwortlich war?
Oh ja, natürlich. Irgendwann haben mich welche „erwischt“, wie ich das Geld in /durch die Fenster warf. Das war mir vielleicht peinlich… Eigentlich wollte ich das lieber weiter heimlich machen. Doch es brachte mir auch ein tolles Amt ein. Denn sie haben mich zum Bischof IHRER Stadt gewählt. Ich zeige euch auch noch gleich, wie ich damals gekleidet* war… Na, ja den Rest der Geschichte kennt man ja!
So bist du also berühmt geworden?
Also ganz berühmt wurde ich ja erst viel später, als ich schon gestorben war. Es gibt viele Legenden über mich und mein Wirken. Aber jetzt werden einmal im Jahr die Kinder zum oder am 06. Dezember beschenkt – und es heißt dann: Das war der Nikolaus.
Wir danken dir, lieber Nikolaus, dass du zu und gekommen bist!
Ich danke auch! Aber wichtig ist nicht das Geschenk, welches ich (den Kindern) mitbringe. Wichtig ist, dass wir GOTT DANKE SAGEN für alles, was wir im Leben bekommen und das wir es mit anderen teilen! So möchte ich mich nun verabschieden. BLEIBT GESUND – in dieser sonderbaren Zeit – und wenn ihr euch über ein noch so kleines Geschenk freut, dann dankt Gott dafür – und vielleicht gebt ihr es trotzdem noch geteilt weiter…
- Der heilige Nikolaus trug auf dem Kopf eine MITRA.
Mitra Mitra
Und eine ALBE. Diese wurde mit einem ZINGULUM geschnürt bzw. gehalten.
Albe Zingulum
So sah das aus und darüber kam dann der VESPERMANTEL.
Geschnürte Albe Vespermantel
Was mich noch besonders auszeichnete war, unter anderem, mein BISCHOFSRING aber schaut mal gerne hier und hier für Beispiele.
Und mein HIRTENSTAB!

(Fotos: St. Andreas Altenstadt)